Dr. sc. Marica Čunčić war zu Gast in der Sendung "Berufen und gesendet"

Dr. sc. Marica Čunčić war zu Gast in der Sendung "Berufen und gesendet"

In der Sendung des HKR (Kroatisches Katholisches Radio) "Berufen und gesendet" war Dr. sc. Marica Čunčić, die Gründerin des Programmes und der Gemeinschaft Injigo, in der breiteren Öffentlichkeit am bekanntesten durch die Organisation der geistlichen Exerzitien des hl. Ignatius von Loyola im Alltag, zu Gast. Dr. Čunčić ist seit vielen Jahren Personen, die Gott kennen lernen und mit Ihm ein tieferes Verhältnis eingehen möchten gewidmet, und dieses gerade mit Methoden, die der hl. Ignatius von Loyola entwickelt hat.

22.09.2021. / 12:30 / Schwester M. Benedikta Krapić

 

NACHRICHTEN

Marica Čunčić: Das Treffen mit Christus im Gebet heilt und befreit!

Seit mehr als zwei Jahrzehnten organisiert die Gemeinschaft Injigo geistliche Exerzitien, die bereits von 14 Tausend Menschen besucht wurden, und ihre Begleiter haben ihnen über eine Million Gesprächsstunden über die Gebetserfahrungen geschenkt.
Dr. Marica Čunčić sprach darüber für das HKR und hier sind einige der Fragen, die auch wir ihr stellten: Wie erreicht man Bekehrung, Befreiung von Anhaftung, geistige und körperliche Heilung?

Lesen Sie nachfolgend das ganze Gespräch:

Was erreicht man mit dem Eintritt in die geistilichen Exerzitien des hl. Ignatius?

Die Früchte der geistlichen Exerzitien im Programm Injigo sind auf der Ebene der Bekehrung, der Glaubenserweckung, der Liebe und Hoffnung, der Hingabe an Gott, der kirchlichen, sozialen und intellektuellen Bekehrung, der Arbeitsmoral, der menschlichen Liebe, der geistlichen Berufungen, der Befreiung von Anhaftung und Abhängigkeit und auf der Ebene der geistigen, geistlichen und körperlichen Erholung, sichtbar .

Ich sage gerne: Viele, die Probleme hatten und andere um Hilfe baten, sind durch geistliche Exerzitien stark geworden und helfen jetzt anderen. Z. B. ein Obdachloser kam in eine Pflegestelle, deren Gastgeberin in geistlichen Exerzitien war, im Rollstuhl an und auch er begann die geistlichen Exerzitien. Während seiner Exerzitien im Programm Injigo stand er aus dem Rollstuhl auf, hat jetzt sein eigenes Haus und dient anderen.

Die wichtigsten Elemente für eine Beziehung zum Herrn, welche die Teilnehmer in den geistlichen Exerzitien annehmen, sind Kontemplation, Kolloquium und die Unterscheidung der Geister. Können Sie uns erklären, was Kontemplation ist?

In den geistilichen Exerzitien gehen wir in besonderer Weise die Heilsgeschichte durch. Wir versetzen uns in das Leben Christi von der Empfängnis bis zur Himmelfahrt. Für 30 Wochen folgen wir dem liturgischen Jahr, so dass wir im Advent die Menschwerdung, die Geburt Christi zu Weihnachten, die Passion in der Fastenzeit und die Auferstehung zu Ostern betrachten. Dazwischen liegen viele Ereignisse aus dem Leben Jesu in der Heiligen Schrift, denn in 30 Wochen haben wir 180 Betrachtungen, 6 in jeder Woche.

Der Teilnehmer ist in allen diesen Szenen anwesend, und das ist die Kontemplation des Evangeliums: dort zu sein. Mit Jesus, mit Mutter Maria, mit dem hl. Josef, dem alten Simon, Zacharias, Elisabeth, hl. Johannes, dem Täufer, und mit den anderen Personen aus der Heiligen Schrift. Ihre Heiligkeit, ihren Mut, ihre Sanftmut, Ehrlichkeit, Stärke, Geduld aufzunehmen, zuzusehen, wie sie sich lieben, wie sie sich aufopfern, wie tapfer und standhaft sie sind und fürsorglich oder wie schwach sie sind und wie sie bereuen, wie sie gerettet werden oder wie sie zugrunde gehen. Die Anwesenheit in den Szenen bedeutet mehr als jede Überzeugung oder menschliche Beschreibung.

Eine Teilnehmerin im Hause Nazareth sah die Liebe von Josef und Maria und konnte es kaum abwarten, damit auch sie ihren Mann so zärtlich und treu liebte wie Maria Josef.

Das Kolloquium ist ein Gespräch mit den Personen, mit denen wir in den Szenen zusammen sind?

Der hl. Ignatius hält das Kolloquium für notwendig und natürlich, denn wenn wir in einer Szene sind, dann sagen wir etwas zu den Personen und sie sagen auch etwas zu uns. Nach der Definition ist das Gebet ein Gespräch mit Gott.

Es ist für uns kein Problem zu sprechen, es ist schwerer zu hören, was Gott uns sagt. Eine Teilnehmerin wurde in einer Szene der Verkündigung von der Rauchsucht befreit, weil sie hörte, wie der Engel Maria mit Hallo, du voller Gnade begrüßt, und sie mit "Hallo, du voller Rauch", und sie hörte auf zu rauchen.

Woher wissen wir, dass das Kolloquium authentisch ist, dass wir es nicht erfinden oder phantasieren?

Das Unterscheiden von Geistern bezieht sich auf die Prüfung der Authentizität. Woher wissen wir beispielsweise, dass die Teilnehmerin im Gespräch den Gruß des Engels „Hallo, voller Rauch“ gehört hat? Nach den Früchten. Im Gegensatz zu früheren Versuchen hatte sie die Kraft, mit dem Rauchen aufzuhören. Wir können uns selbst nicht trösten oder die Wunden der Kindheit heilen.

Ich erinnere mich als Jesus zu mir vor ca. zwanzig Jahren sagte: Als du klein warst, hast du immer geweint und da hast du mich verführt. Dieser Satz hat einen Großteil meiner Kindheit geheilt. Die Freude über die Liebe Jesu hielt mich noch lange danach aufrecht. Ich selbst könnte mir das nie sagen, das hat mich überrascht, demnach sind also diese Worte nicht von mir. Nach der Frucht schließe ich daraus, dass sie von Gott sind, und nicht vom Feind. Das sind diese drei Quellen: Gott, der Feind und ich. Zwischen ihnen muss unterschieden werden.

Jesus sagte dem Mädchen in der Betrachtung, ihre Gefühle dem jungen Mann als erste auszudrücken, und sie tat es. Heute sind sie verheiratet und haben fünf Kinder. Er glaubte nicht, dass Gott spricht, aber dann überzeugte er sich. Und er war auch in den Geistlichen Exerzitien.

Gewöhnliche Phantasie würde die Raucherentwöhnung, eine gute Ehe, einen Trost nicht zur Folge haben. Die Kontemplation ist ein Gebet der Vorstellungskraft, bei dem die Zeit zusammenbricht und wir in Gottes Zeitlosigkeit eintreten, damit wir zum Beispiel Jesus am Kreuz trösten können, obwohl es vor mehr als 2.000 Jahren geschehen ist.

Und umgekehrt, Jesus kann in den Szenen unseres Lebens, welche wir Ihm darbringen und abgeben um sie zu reinigen, zu segnen, zu heiligen, anwesend sein, um uns von Bitterkeit, Missbrauch, Unversöhnlichkeit zu heilen; und so findet Versöhnung zwischen Menschen statt, Heilung von Seele und Herzen. Indem Jesus das Sakrament der Versöhnung spendet, verwandelt Jesus unsere sündige Vergangenheit in ein Motiv, das uns dazu bewegt, besser zu werden.

Ich würde nicht empfehlen, über das Evangelium zu kontemplieren, wenn Sie keinen Begleiter haben. Wenn wir in die Kontemplation des Evangeliums eintreten, dann wäre es wünschenswert, jemanden zu haben, der uns helfen kann, die Gebetserfahrung zu unterscheiden, damit wir nicht irre laufen. In den geistlichen Exerzitien sind das die Begleiter.

Wir können offen sagen, dass wir uns in einer Zeit der Verwirrung befinden. Wir brauchen vielleicht mehr denn je die Gabe der Unterscheidung der Geister. Was ist die Unterscheidung der Geister und welche Geister gibt es überhaupt, dass wir wissen müssen, wie man sie unterscheidet?

Für das Leben eines Christen, der Satan durch die Taufe aufgegeben und Jesus Christus angenommen hat, ist Unterscheidungsvermögen notwendig, und dieser sollte sie täglich ständig unterscheiden. Durch die Gabe der Unterscheidung erkennen wir, wo Christus ist und wo der Feind ist. Diese Gabe wird, so wie jede andere auch, durch den Gebrauch entwickelt. Ohne dieses Geschenk verlieren wir uns schnell.

Abgesehen vom Einfluss Gottes und des Teufels, können die Regungen der Seele auch von uns selbst kommen: innere Regungen kommen aus Wunden der Vergangenheit, aus unseren Vorurteilen, aus guten oder schlechten Gewohnheiten, Erziehung in der Kultur, aus der wir kommen.

Es reicht nicht zu unterscheiden, man sollte das Ergebnis der Unterscheidung akzeptieren, d.h. wenn wir feststellen, dass Gott uns dies sagt, dann mit der Ausführung beginnen; und wenn wir feststellen, dass es nicht von Gott, sondern von mir oder vom Feind stammt, dann dieses verwerfen, egal wie verlockend es uns erscheinen mag.

Das ist eigentlich die Unterscheidung des Willen Gottes für uns?

Manche sagen, dass sie den Willen Gottes nicht kennen, und wenn sie ihn erfahren, dann werden sie ihn nicht tun, und Gott möchte, dass wir uns in Freiheit für Ihn entscheiden. In den Geistlichen Exerzitien hören die Teilnehmer den Ruf zum Priestertum, und so haben viele geantwortetet und sich den Franziskanern, Paulinern, Franziskanerinnen, Jesuiten, dem Orden von Mutter Teresa, den strengen Karmeliten in Spanien und Kroatien, der Gesellschaft der Schwestern von Frankreich in Lasinj, den Anbetern und Missionaren des Blutes Christi angeschlossen.

Aber wir hatten leider ein Beispiel für einen klaren geistlichen Ruf für das Priestertum, den der Teilnehmer ignorierte und einen anderen Weg einschlug. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Teilnehmerin, die die Zusammenarbeit mit dem Feind nicht aufgeben wollte, was wir durch ihre 30 Rückblicke auf die 30wöchige Gebetserfahrung deutlich sahen. Der Wille spielt eine entscheidende Rolle. Es ist ein Zeichen unserer Freiheit oder Unfreiheit.

Wie unterscheidet man die Geister, bzw. wie wissen wir, ob etwas von uns ist, von Gott oder vom Bösen?

Aus der Bewegungsrichtung kann man ableiten, woher die Anregung kommt. Wenn der Mensch in Richtung Verstecken, Verschlossenheit, Egoismus, und Sünde geht, wenn es keine Reue oder Vergebung gibt, dann ist es klar, dass diese Regung nicht von Gott kommt, sondern entweder vom Menschen selbst oder die Seele wird vom Feind angetrieben. Es gibt leider unzählige Beispiele. Wenn die Seele von Gott bewegt wird, ist es umgekehrt. Dieses wird von den Teilnehmern schnell erkannt. Wenn sie Buße tun, vergeben, dann kommt das von Gott. Gott nimmt sie an, tröstet sie, ermutigt sie, regt sie zum Guten an, belehrt sie, korrigiert sie, vergibt ihnen und sie werden bessere Menschen.

Die Unterscheidung ist wesentlich für Priester, Nonnen und Mönche?

Den Unterschied zwischen dem Handeln Gottes und unserem Handeln sieht man im Apostolat. Das Ziel des Apostolats ist es, Jesus zu den anderen zu bringen. Unser Apostolat blüht auf, wenn wir Jesus in unserer Seele haben. Wer mit Jesus lebt, mit dem inneren Leben lebt, der muss nicht viel reden oder sich viel anstrengen. Jesus spricht aus ihm, er kann Ihn nicht verstecken. Das innere Leben ist das Leben Jesu in uns. Inneres Leben wird durch inneres Leben übertragen. Auf keinen Fall anders, auch wenn wir alles mögliche versuchen, es funktioniert nicht. Der Mensch kann nur geben, was er hat.

Wenn wir nach menschlichem, d.h. eigenem Antrieb gehen, dann folgen wir unseren eigenen Ideen, wir stehen unter dem Einfluss unserer eigenen Neigungen, Vorurteilen, es gibt keinen apostolischen Erfolg, wir werden schnell müde, weil Gott uns nicht hilft. Auch ich arbeitete im Apostolat aus eigenem Antrieb und fragte mich, warum nur zwei Leute zu dem von mir organisierten Treffen kamen. Erst als ich mich vom Herrn überholen und mir vorausfahren ließ, änderte sich alles. Wenn der Heilige Geist die Segel füllt, dann segelt das Schiff schön zu einem guten Ziel.

Was unterscheiden die Priester und Mönche in den Geistlichen Exerzitien?

Wenn sie eine echte Berufung haben, dann sollten Ordensleute fröhlich sein. Und Freude ist nach der Definition eine Folge der Liebe. Gott ruft niemanden zum Druck auf, sondern zur Liebe. Die Liebe manifestiert sich in der Intimität. Wenn wir lieben, dann teilen wir alles mit der geliebten Person. Freude fällt ohne die Intimität mit Gott aus.

Besonders tragisch ist es, wenn sie dem Orden mit einer konventionellen Identität beigetreten sind, die in einer moralischen Regression endet. Das bedeutet, dass sie nicht ihrer mächtig sind, dass sie nicht wissen, wer sie sind, dass sie sich selbst nicht kennen gelernt und akzeptiert haben, und das kann man nur durch das Gebet. Geistliche Exerzitien ermöglichen es mir, mich systematisch kennenzulernen, denn in jeder Szene des Lebens Jesu, in der ich präsent bin, sehe ich mich so, wie ich bin. Z. B. ein Mönch prahlte bei einem Abendessen mit den Pharisäern nachsinnend vor Jesus, in Rom Theologie zu studieren.
Geistliche Exerzitien helfen dem Menschen sehr, sich selbst kennenzulernen und ihr Leben so zu gestalten, damit es ihr Heil wird; das ist das Ziel der Übungen. Damit sie mit Dem intim werden, für Den sie alles verlassen haben. Damit sie hören, was Er zu ihnen jeden Tag sagt. Damit sie das Leben aus Christus, dem Weinstock, schöpfen. Mir bricht das Herz, wenn ich sehe, wie jemand alles verlassen hat und Gott nicht gefunden hat, und dann unglücklich ist, in der geistlichen Grippe, die das aufschwingende Apostolat verhindert.

                                                                                                                    (Übersetzung aus dem Kroatischen Katica Vulić)

 

Mittwoch, 22. September 2021.

Iñigo im Gebet

Iñigo übernachtete etwa ein Jahr lang in einer Höhle in Manresa. Dort bereute er alle seine Sünden und betrachtete die Geheimisse des Lebens Jesu. Somit war er der Erste der die Exerzitien unter der Leitung der Seeligen Jungfrau Maria durchlaufen hat. Er schrieb alle Anweisungen auf und so erschien später das Buch: „Die Exerzitien“, welches über die Jahrhunderte hinweg Millionen von Menschen durchgearbeitet und sich somit geistlich bereichert haben. Heute ist die Höhle ein integraler Bestandteil der Kirche und der Jesuiten Residenz. Am Eingang der Höhle sieht man Engel, die Transparente mit Sätzen aus den Exerzitien in spanisch in Händen halten.

Der linke Engel trägt die Inschrift:

Ich bitte um die innere Erkenntnis des Herrn, der für mich Mensch geworden ist, sodass ich Ihn mehr lieben und Ihm nachfolgen kann

Der rechte Engel trägt die Inschrift:

Christus ruft uns alle auf uns unter Seinem Banner zu sammeln, Luzifer dagegen unter das seine.